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Ist Rauchen wirklich eine Sucht?

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Warum bezahlten Menschen viel Geld für das Inhalieren von Qualm und für einen üblen Geschmack im Mund? Wie kommt es, dass die meisten Raucher Jahrzehnte nach dem unbekümmerten Start ins Raucherleben keine plausible Erklärung für ihr Rauchen haben und stattdessen die Zigarette als „irgendwie wichtig“ für die Bekämpfung von Stress, das Erleben gemütlicher Stunden oder einen gelungenen Start in den Tag halten? Ist das nicht paradox?! 
[Bildquelle: Tim Reckmann / pixelio.de]

 

Rauchen ist nicht angeboren

Fakt ist, Menschen werden als Nichtraucher geboren. Die meisten Raucher gewöhnen sich das Rauchen allerdings schon früh im Leben an – laut aktueller Statistik rauchen in Deutschland ca. 12 Prozent der 12 bis 17-jähringen Jugendlichen. Aller Anfang ist schwer: Jeder Raucher muss das Rauchen zu Beginn erst lernen, d. h. sich den Konsum von Zigaretten erst gegen eine Reihe ordentlicher Widerstände antrainieren. Fast alle Raucher, die ich in meiner Praxis kennenlerne, erinnern sich noch daran, was ihnen die ersten Zigaretten damals abverlangt haben: Husten, Übelkeit, Benommenheit, unangenehmer Geschmack im Mund oder eine Menge (Taschen-) Geld.

Während am Anfang einer „Raucher-Karriere“ der Wunsch nach Zugehörigkeit und Anerkennung durch die Clique, nach Erwachsensein und das Überspielen von Unsicherheiten als Erklärung für das Rauchen herhalten, begründen gewohnheitsmäßig rauchende Erwachsene den Zigarettenkonsum eher mit Genuss. Denn die Wirkung des Tabakrauchs hat es in sich.

Vom Tabakkonsum zur Nikotinsucht

Mit der Zeit wird die Wirkung der Droge Nikotin zunehmend als angenehm empfunden mit den folgenden Effekten:

  • Der Rauch wird immer tiefer inhaliert.
  • Der tägliche Zigarettenkonsum steigt.

Dabei hängt es von vielen Faktoren ab, ob ein Raucher abhängig wird vom Nikotin oder nicht. Ich kenne einige, die als Genussraucher oder langjährige Gelegenheitsraucher durchaus kontrolliert mit der „Droge“ umgehen. Den meisten gelingt das jedoch auf lange Sicht nicht. Laut WHO sind ca. 60 bis 80 Prozent der gewohnheitsmäßigen Raucher nikotinabhängig.

Ist Rauchen eine (schlechte) Angewohnheit oder eine Sucht?

Tabak gilt als starkes Suchtmittel und kann schon in kurzer Zeit – d. h. in wenigen Wochen bzw. Monaten – abhängig machen. Dabei spielt sowohl die körperliche Dimension (physische Abhängigkeit) als auch die seelische Dimension (psychische Abhängigkeit) eine Rolle.

Physische Abhängigkeit vom Rauchen

Nikotin verursacht im Belohnungszentrum des menschlichen Hirns ein starkes Verlangen nach dem Suchtstoff. Erhält der Körper kein Nikotin mehr, stellen sich bald unangenehme körperliche Zustände ein – so genannte Entzugssymptome, z. B. Reizbarkeit, Herzklopfen, niedriger Blutdruck, vermehrter Appetit, Nervosität, Angst, Schlaflosigkeit, depressive Stimmung, Konzentrationsschwierigkeiten etc. Das Rauchen dient dann dazu, diese körperlichen Entzugssymptome zu vermeiden. Der Raucher löst mit Zigaretten also Probleme, die ein Nichtraucher gar nicht erst hat! Auch wer es eigentlich will und versucht, kann nicht „einfach so“ vom Tabak lassen.

Psychische Abhängigkeit vom Rauchen

Zusätzlich zur körperlichen Abhängigkeit verursacht das Rauchen langfristig auch eine psychische Gewöhnung. Spezifische Lernvorgänge speichern im Gedächtnis die “positive Erfahrung” im Zusammenhang mit dem Rauchen. Dieses so genannte Suchtgedächtnis bleibt selbst dann noch erhalten, wenn der Körper schon lange vom Nikotin entwöhnt ist. Aus diesem Grund bekommen Ex-Raucher auch nach Monaten in bestimmten typischen Situationen, z. B. beim Kaffee am Morgen, unmittelbar nach dem Essen oder in geselliger Runde mit Freunden, das zum Teil starkes Verlangen nach einer Zigarette. Auch unangenehme, stressbeladene Situationen können ein solches Verlangen erneut hervorrufen. Die alten Verhaltensmuster machen den Rauchstopp so mühevoll, weil bereits bestimmte Anlässe das Verlangen nach einer Zigarette auslösen können. Erst auf lange Sicht, findet ein Umlernen statt. Erst Schritt für Schritt wird die erhoffte positive Wirkung der Zigarette durch alternative Erfahrungen ersetzt. So mancher Ex-Raucher resümiert, dass es Jahre gedauert hat, bis er bestimmte Momente ohne Zigarette genießen konnte, oder bis er argem Stress auch ohne Zigarette gewachsen war.

Der Ausstieg aus dem Rauchen ist also nicht immer einfach. Doch mit entsprechender Hilfe kann es jeder schaffen! Etwa ein Drittel der Menschen, die einmal regelmäßig geraucht haben, sind laut BZgA mit 40 Jahren wieder „weg von der Droge“.

Wenn Rauchen also eine Sucht ist, bleibt noch eine Frage: Warum wird der Ausstieg aus der Tabaksucht – der medizinisch oder psychologisch begleitete Rauchstopp – im Gegensatz zum Alkohol- oder Drogenentzug eigentlich nicht von den Krankenkassen bezahlt?!

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